Seit den Tiefstkursen haben die Aktienmärkte ab Ende Februar eine Gegenbewegung begonnen. Die Sorge vor einer globalen Rezession hat nachgelassen und der Ölpreis ist im Gegenzug wieder deutlicher gestiegen. Die stärksten Kursgewinner finden sich dementsprechend in den Sektoren Energie und Grundstoffe. Doch nach der Erholung der vergangenen anderthalb Monate sind viele Aktienindizes in Widerstandszonen geraten und tendenziell leicht überkauft. Die weitere Entwicklung dürfte allerdings wie auch in den letzten Quartalen größtenteils durch die Notenbankpolitik stark beeinflusst bleiben.

Die Chefin der amerikanischen Notenbank, Frau Yellen, plädierte jüngst für eine vorsichtige Anpassung der Zinserhöhungspolitik. Sie hob zahlreiche Risiken hervor, die Unsicherheiten für die US-Konjunktur bedeuten könnten. Die Erwartungshaltung der Marktteilnehmer preist inzwischen keine Erhöhung der Leitzinsen für das erste Halbjahr 2016 mehr ein. Anhand der Fed-Fund-Futures lassen sich Tendenzen für eine Zinserhöhung erst wieder für Dezember dieses Jahres ablesen.

Für die Zinspolitik der EZB ist die Inflationsrate von entscheidender Bedeutung. Betrachtet man die jährliche Veränderung der Kernrate, so ergab sich eine Preissteigerung von 1%. Diese ist damit noch ein gutes Stück weit entfernt vom 2%-Ziel der EZB. Bei dieser Größenordnung besteht die Chance auf weitere expansive Maßnahmen in den kommenden Quartalen. Die jüngsten geldpolitischen Anreize durch die Aussagen der EZB werden sich wohl erst über den Sommer bemerkbar machen.

Die Unternehmensbewertungen und die Dividendenrenditen bewegen sich nach wie vor auf günstigen Niveaus. Die Mehrzahl der Analysten erwartet ein Gewinnwachstum im niedrigen einstelligen Prozent¬bereich für die Industrieländer, in den Schwellenländern sollte das Wachstum etwas stärker ausfallen; historisch betrachtet aber weiter unterhalb des langjährigen Durchschnitts.
Die Anleihemärkte reagierten im letzten Quartal durchwachsen. Staatsanleiherenditen der Kernländer blieben niedrig und sind nach den Aussagen der Notenbanken zuletzt weiter gesunken. Der Markt für europäische Unternehmensanleihen erhielt einen positiven Impuls durch die Entscheidung der EZB, im Rahmen ihres Kaufprogramms auch Unternehmensanleihen zu kaufen. Auch die Emissi¬onstätigkeit nahm wieder zu.

Die alternativen Anlagemöglichkeiten zu guten Aktien nehmen weiter ab. Institutionelle Investoren suchen händeringend nach verlässlichen Cash-Flows. Die Verzinsung von Euro-Unternehmensanleihen guter Bonität fiel im Bereich von 10 Jahren Laufzeit mittlerweile deutlich unter 1%. Investoren finden bei Anleiheschuldnern mit schlechter Qualität zwar höhere Renditen; diese sind aber aus Risikogesichtspunkten kaum noch zu rechtfertigen.

Weder in Europa noch in Japan lassen sich in absehbarer Zeit konjunkturelle Gründe für Zinssteigerungen und damit verbunden rückläufige Anleihekurse finden. Als Folge hat die japanische Regierung ihre Pläne bereits aufgegeben, die Umsatzsteuer weiter zu erhöhen.

Der niedrige Ölpreis stärkt weiterhin den europäischen Konsum. Entsprechend sollte sich die Binnenkonjunktur in Europa erfreulich entwickeln. Die europäischen Exportunternehmen leiden zwar unter der nachlassenden globalen Wachstumsdynamik, aber bei vielen Unternehmen wirkt sich der schwächere Euro erst nach und nach positiv aus. Viele Unternehmen laufen erst jetzt aus ihren Währungshedges heraus. Somit schlagen die niedrigen Rohstoffpreise als auch die Währungseffekte positiv auf die Margen und Gewinne durch.

Das anhaltend niedrige Zinsniveau sollte in Zukunft aus zwei Gründen zu mehr Nachfrage in Qualitätsaktien führen. Erstens: mangels Alternativen und zweitens da man die zukünftig erwarteten Unternehmensgewinne für eine Unternehmensbewertung mit den niedrigen Zinsen abdiskontiert. Hier gilt je geringer der Zins, desto höher die Unternehmensbewertung.

Einen zusätzlich positiven Effekt hat das niedrige globale Zinsniveau für Aktienanleger auch noch. Unternehmenslenker werden angehalten Ihre Cashbestände entweder operativ zu investieren oder Aktienrückkäufe zu starten bzw. aufzustocken.

Das insgesamt positive einzuschätzende Umfeld für Aktien bleibt durch die bestehenden politischen weltweiten Spannungen, wie die Brexit-Diskussion, die Russland-Sanktionen, Abwertungen einflussreicher Währungen und nicht zuletzt der Flüchtlingskrise anspruchsvoll und volatil. Ein breite Streuung der Portfolien sowie ein solides Risikomanagement sollten dabei unerlässlich sein.