Das Jahr 2016 hätte für Anleger kaum schlechter beginnen können. Nach einem schwachen Dezember bewegten sich die globalen Märkte im Januar und Februar mit hoher Dynamik gen Süden und weisen mittlerweile Verluste zwischen 10% und 20% seit Jahresbeginn aus.
Sorgen bereitete, neben der schwächelnden Konjunktur Chinas nach den letzten Einkaufsmanagerumfragen und der nachlassenden Dynamik der US-Wirtschaft aufgrund des starken USD, auch der enorme Preisverfall bei Rohstoffen. Vor allem der Energiesektor drückte auf die Stimmung der Marktakteure. Eine messbare Flucht in "sichere" Anlagen wie Gold und Staatsanleihen war zu verzeichnen. Wachstumsimpulse werden momentan kaum noch wahrgenommen. Nach dem Durchschreiten wichtiger charttechnischer Marken rücken die Vergleiche mit den Krisenjahren 2007/2008 in Mittelpunkt der Diskussion.
Wir denken, dass die Panik vor einer erneuten Finanzkrise unangebracht ist, da sich das Volumen der ausstehenden Kredite des Energiesektors wesentlich von dem der damaligen Hypothekenkredite unterscheidet. 12 Billionen USD in Subprime-Krediten stehen heute gut 750 Millionen USD im Energiesektor gegenüber; bei einer Bankenlandschaft, die mit verbesserten Eigenkapitalquoten bilanziell wesentlich solider aufgestellt sein sollte.
Der derzeitige Ausverkauf, den wir an den globalen Aktienmärkten sehen scheint zu großen Teilen durch Zwangsverkäufe großer Staatsfonds oder Hedgefonds hervorgerufen zu sein. Viele erdölexportierende Länder sind auf dem aktuellen Ölpreisniveau gezwungen Ihre desolaten Haushalte über die Auflösung von möglichst liquiden Assets wie Aktien und Anleihen auszugleichen.
Dennoch gibt es auch Gewinner des niedrigen Ölpreises. Hierzu gehören zweifellos die Konsumenten in Europa, USA und Asien deren Portemonnaies deutlich entlastet werden. Natürlich verlieren die USA im Frackingbereich Arbeitsplätze, doch auch hier ist ein Vergleich zur Subprimekrise unangebracht. 8 Millionen Jobs in der Bauindustrie stehen 200.000 Jobs im Öl-Gasbereich gegenüber. Diese Situation verbunden mit der gesunkenen Wettbewerbsfähigkeit aufgrund des stärkeren Greenbacks wirkt sich dieses Jahr dämpfend auf die US-Konjunktur aus, sollte aber durch positive Vermögenseffekte etwas abgemildert werden.
China verunsicherte neben enttäuschenden Einkaufsmanagerindices zudem mit ineffektiven Kurssicherungsmaßnahmen und starken Devisenabflüssen. Für eine Umstellung von einer exportorientierten zu einer dienstleistungsgetriebenen Wirtschaft ist ein BIP-Wachstum von über 6,5% weiterhin als gut zu bezeichnen und die Regierung ist aus reformtechnischer Sicht noch nicht am Ende ihrer Möglichkeiten angelangt.
Wenn wir nun zusammenfassend die wieder sehr attraktiv gewordene Bewertung von Aktien mit einem intakten wenn auch geringen globalen Wachstum und den fehlenden Anlagealternativen auf der festverzinslichen Seite betrachten, erscheint die aktuelle Situation nicht fundamental sondern vor allem psychologisch getrieben. Wir sehen bei der Anlageklasse Aktien mittelfristig das größte Gewinnpotenzial, da das langfristige Ertragspotenzial und die Bilanzen weiterhin solide sind, wie die laufende Berichtssaison zeigt. Zudem sind wir zuversichtlich, dass die enormen Cashquoten der institutionellen Investoren zeitnah den Weg in die Märkte zurückfinden.