Ein schwieriges, politisch geprägtes Jahr neigt sich mit letztendlich freundlichen Kursen dem Ende entgegen. 2016 begann mit heftigen Kurseinbrüchen an den internationalen Börsen infolge von Befürchtungen Chinas Volkswirtschaft könnte erhebliche Wachstumseinbußen erleiden, wenn die politische Führung passende Reformen nicht rechtzeitig in Angriff nimmt. Mittlerweile hat sich dieses Thema relativiert. Die jüngsten China-Indikatoren waren wieder aufwärts gerichtet. Insgesamt muss man attestieren, dass die Erwartungen und Einschätzungen von Marktteilnehmern zu den politischen Ereignissen des Jahres 2016 durchweg enttäuscht wurden. Sei es der Brexit, die US-Wahl oder das Italienreferendum. Die Auguren und Wahlbüros lagen jedes Mal daneben. Die kurzfristigen negativen Auswirkungen an den Märkten waren zwar von begrenzter Dauer, sorgten bei Anlegern allerdings durchweg für Verunsicherung. Die langfristigen Auswirkungen dieser Entscheidungen können bis dato immer noch nicht klar definiert werden.
Die 2. Zinsanhebung der Amerikaner innerhalb von 10 Jahren ist diese Woche erfolgt. Seit der Trump-Wahl gehen die Marktteilnehmer von weiteren Zinsanhebungen für 2017 in Höhe von 50 bis 75 Basispunkten für die USA aus. Diese Erwartungshaltung hat den USD bereits zu neuere Stärke verholfen. Eine Parität zum Euro sehen wir jedoch nicht. Neben einer drohenden währungsbedingten Exportschwäche sollte vor allem die enorme Verschuldung der USA, die unter der Trump-Regierung mit Steuersenkungen und Infrastrukturprogrammen, eher noch weiter zunehmen sollte, die USD-Aufwertung begrenzen.
Als Folge der höheren Zinsen und des festeren USD sollte auch die jüngste Goldschwäche in den nächsten Quartalen langsam ein Ende finden. Gold kann als Versicherung vor dem Hintergrund kommender politischer Beben und Krisen unverändert in den Portfolien beigemischt werden.
Der Ölpreis zeigt sich nach seinen historischen Tiefständen zu Jahresanfang deutlich erholt. Die erste Produktionskürzung der OPEC nach 8 Jahren hievte den Preis auf ein neues Jahreshoch und engt den Spread zwischen Angebot und Nachfrage zukünftig nachhaltig ein, sofern die Amerikaner die Produktion auf diesem Niveau nicht wieder deutlich ausweiten.
Interessant sind die zuletzt hohen Zuflüsse in Aktien zulasten von Mittelabflüssen aus dem Anleihesektor. Aktien sind allerdings als Anlageklasse nach wie vor unterrepräsentiert und bieten gute Chancen, 2017 positive Renditen zu generieren. Als Gründe hierfür können der anhaltend hohe Pessimismus gegenüber dieser Anlageklasse angeführt werden sowie die fortgeführte expansive Geldpolitik in Europa, Japan, Großbritannien und der Schweiz (die USA wird nur sehr begrenzt restriktive Maßnahmen umsetzen können). Zudem sollten sich die Gewinnsituationen der Unternehmen in USA, Europa aber auch in Asien erfreulich entwickeln. Aus Bewertungssicht erscheint der US-Markt derzeit recht hoch bewertet zu sein. Dennoch können die geplanten Maßnahmen der Trump-Regierung US-Aktien auf neue Hochs hieven.
Auch für 2017 müssen sich Anleger auf unverändert hohe Schwankungen einstellen, denn ein drohendes Auseinanderdriften der Eurozone, die Überschuldung der Staaten und privaten Haushalte, die demographische Überalterung in den Industriestaaten sowie Risiken im Finanzsystem oder möglicher Protektionismus der US-Regierung, sind nur einige der Belastungsfaktoren, die uns in den nächsten Quartalen neben den bekannten politischen Ereignissen wieder beschäftigen werden. Vor diesem Hintergrund scheinen die Anleihemärkte im Vergleich zu den Aktienmärkten auf Sicht eindeutig höhere Risiken zu verbriefen, vor allem die langen Laufzeiten. Wir bleiben konstruktiv optimistisch für die Anlageklasse Aktien. Auch kurzfristig sollten sowohl das Weihnachtsgeschäft als auch die klassischen Liquiditätszuflüsse zum Jahresanfang unterstützend wirken.