Das zurückliegende 3. Quartal schloss die üblicherweise schwachen Monate August und September mit einer erfreulich freundlichen Tendenz ab. Seit dem Brexit-Referendum Ende Juni konnten die meisten internationalen Aktienmärkte trotz hoher Schwankungen unterm Strich Gewinne ausweisen. Ausschlaggebend war einmal mehr die internationale Notenbankpolitik. Angefangen von Aussagen über eine anhaltend expansive Geldpolitik der EZB und SNB über die Ankündigung der Bank of Japan einen neuen geldpolitischen Rahmen mit Renditeziel festlegen zu wollen bis hin zur amerikanischen Notenbank, die im September sicherlich den größten Effekt auf die Märkte hatte. Die Fed ließ die Zinsen nochmals unverändert und kündigte eine reduzierte Anzahl von Zinsanhebungen für 2017 an. Sie sorgte damit für Erleichterung an den Märkten. Mit den zuletzt guten Zahlen zum Arbeitsmarkt und der niedrigen Inflationsrate wird die Ankündigung einer Zinsanhebung für Dezember realistischer. Von einer Überhitzung des US-Arbeitsmarktes gemessen an der Lohnentwicklung sind die USA noch weit entfernt. US-Langzeitarbeitslose sehen offensichtlich wieder bessere Vermittlungsperspektiven, was als Hinweis auf eine breitere Erholung am Arbeitsmarkt hindeutet.
Überraschend erholt zeigte sich jüngst die chinesische Konjunktur, vor allem wenn man den Immobilienmarkt mit einbezieht. Die geplanten und bereits gestarteten Infrastrukturprojekte in China unterstützen auch weiterhin. Der Umbau weg vom Export hin zur Dienstleistungsgesellschaft scheint die von vielen Beobachtern erwarteten heftigen, wirtschaftlichen Einbrüche bisher nicht zu erfüllen. Neben China haben für die kommenden Jahre aber auch Europa allen voran Deutschland wie auch die USA enorme Ausgaben für den Infrastruktursektor geplant, was die Konjunktur in den entsprechenden Regionen ankurbeln sollte. Rohstoffe konnten im abgelaufenen Quartal ebenfalls an Wert zulegen. Die außerordentliche Sitzung der OPEC Ende September mit dem Ergebnis einer leichten Öl-Förderkürzung unterstützte im ersten Schritt die Energiepreise.
Der Anleihesektor, allen voran Staats-und Unternehmensanleihen, verzeichnete unter guter, wenn auch künstlich generierter Nachfrage, weiter Zugewinne. Die stark kursbeeinflussenden Effekte der ultralockeren Notenbankpolitik könnten über die nächsten Quartale tendenziell etwas nachlassen. Die erreichten Niveaus bei den Staatsanleihen und Unternehmensanleihen können als kritisch bezeichnet werden und begrenzen das weitere Aufwärtspotential dieser Assetklasse. Da die EZB aber an ihrem Kaufprogramm festhalten oder sogar über eine Ausweitung diskutieren sollte wird es nach unserem Erachten vorerst aber auch keine deutlichen Kursrücksetzer geben.
Das andauernde Niedrigzinsniveau und die damit verbundenen geringen Anleiherenditen sollten die aktuell höheren Bewertungen bei Aktien weiterhin rechtfertigen. Dividendenrenditen notieren gegen Anleiherenditen auf historisch attraktiven Ständen. Dies gilt vorwiegend für den europäischen Aktienmarkt. Spannend wird es ab dem 10. Oktober, wenn die Unternehmen für das dritte Quartal berichten. Die Stimmungsindikatoren registrieren bisher keinen zu hohen Optimismus der Marktakteure bei weiterhin hohen Barreserven der Institutionellen, das sind gute Voraussetzungen für positive Überraschungen. Die Diskussion um die Stabilität des europäischen Finanzsektors sowie die Befürchtung eines US-Präsidenten Trump werden sicherlich auch in den nächsten Wochen für Volatilität sorgen. Eine nachhaltige Gefährdung des Finanzsystems ist derzeit aber nicht zu erkennen. Die Abstimmung in Italien am 4. Dezember wird von Analystenseite sehr unterschiedlich interpretiert. Ebenso kehrt die Brexit-Diskussion zurück auf die Agenda und kann für Turbulenzen sorgen. Vorsichtiger Optimismus bleibt derzeit angesagt.