Nach einem turbulenten Jahr 2016, welches in den letzten Wochen doch noch positiv verlaufen ist, folgt ein Jahr 2017 mit vielen Unbekannten, die sowohl für positive als auch negative Verläufe sorgen können. Wir bleiben weiterhin verhalten positiv für Aktien und Gold, sehen steigende Risiken bei Anleihen. In beiden Anlageklassen ist geschickte Selektion, Beobachtung und Risikobegrenzung unbedingt erforderlich.
Im Januar tritt die neue US-Regierung ihr Amt an. Wir gehen von einer Wirtschaftsbelebung in den USA aus, da Donald Trump für seine Amtszeit verschiedene Maßnahmen in Aussicht gestellt hat. Angefangen von einer Senkung der Einkommens- und Unternehmenssteuern, hohe Investitionen in die Infrastruktur, Anreize, um ausländisches Kapital wieder in die USA zurückholen, eine Reformierung von „Obamacare“ bis hin zu Ausweitungen bei der Energiegewinnung, Neuverhandlungen von Freihandelsabkommen und einer Überarbeitung der strengen Bankenregulierung. Die meisten dieser Vorhaben werden nur durch eine stark steigende US-Neuverschuldung zu realisieren sein. Dementsprechend reagierten auch die Anleihe- und Devisenmärkte mit steigenden US-Anleiherenditen, anziehenden Inflationserwartungen und einer USD-Aufwertung. Entsprechend schwierig wird es für die FED, in diesem Umfeld die Zinsen deutlich anzuheben. Um einer zu starken USD-Aufwertung sowie einer zu hohen Zinslast für die USA entgegen zu wirken, hat die FED nur sehr begrenzten Spielraum in 2017. Dieses Vorgehen dürfte eher defensive Aktien des Value-Bereichs unterstützen als hoch bewertete Wachstumsaktien.
Im Vergleich zu den US-Unternehmen haben sich die europäischen Unternehmen nicht wieder so schnell verschuldet und profitieren zudem von den weiterhin günstigen Finanzkonditionen, da die europäische Zentralbank nach wie vor keinen Spielraum für Zinsanhebungen hat. Die Gewinnentwicklung der europäischen Unternehmen ist in den letzten Quartalen insgesamt eher enttäuschend ausgefallen und hat damit die Erwartungen der Analysten gedämpft. Niedrige Margen und günstige Finanzierungskosten bieten entsprechend Spielraum für Ertragssteigerungen. Ein international günstiger Euro und die Niedrigzinsen dürften den 2016 begonnenen Konjunkturaufschwung verstärken. Nicht nur der Export auch der Konsum mit einer robusten inländischen Nachfrage werden konjunkturfördernd wirken. Wir gehen von einer Fortsetzung der moderaten, aber respektablen Wachstumserholung in der Eurozone aus.
Europäische Anleger sind immer noch stark in Anleihen investiert und damit am Aktienmarkt unterrepräsentiert. Dies gilt auch für internationale Investoren, welche vor dem Hintergrund der politischen Unsicherheiten Europa in den letzten Quartalen untergewichteten. Tendenziell sollte die Anlageregion Europa in 2017 aufgrund ihrer verhältnismäßig attraktiveren Renditen sowie besseren Substanz nachgefragt werden. Dennoch können die bekannten politischen Ereignisse nicht außer Acht gelassen werden. Im Jahr 2017 kommen auf die Regierungen in Italien, den Niederlanden, Frankreich und Deutschland Volksabstimmungen oder Wahlen zu. Ein Rechtsruck in einem oder mehreren dieser Länder könnte das Konstrukt der EU erneut unter Druck bringen.
Auch Japan hat weiterhin hausgemachte Probleme: Die Bankenbilanzen sowie Strukturreformen stocken bei einer gleichzeitig expansiven Geldpolitik, die nur noch geringe Wirkung zeigt. Dafür sind japanische Unternehmen im internationalen Vergleich am geringsten verschuldet und verfügen über hohe Barreserven. Zudem dürfte die anhaltend stimulierende Geldpolitik der japanischen Notenbank über einen schwachen Yen sowie Aktienkäufe den Export stützen. Dementsprechend verfügt der japanische Markt aus unserer Sicht in 2017 gute Chancen in exportorientierten Unternehmen, gerade im Vergleich zu den USA und Europa.
Die Schwellenländer sehen wir für 2017 insgesamt verhalten. Neben der erfolgten Trendwende bei den Rohstoffpreisen flossen zwar schon 2016 wieder vermehrt Anlagegelder in diese Märkte. Ein festerer USD, deutliche US-Zinsanhebungen zusammen mit US-Handelsbeschränkungen sind jedoch Risikofaktoren, die ernst zu nehmen sind.
Das übermäßige Kreditwachstum in China macht weiterhin Sorgen, beschränkt sich aber bisher auf den Finanz- sowie den öffentlichen Sektor, was eine zu starke Blasenbildung bei Aktien- oder Immobilienmärkten derzeit begrenzt. Die Transformation weg von einer reinen Exportnation hin zu einer Dienstleistungs- und Konsumnation geht langsam voran. Die immer noch solide steigenden chinesischen Löhne sollten für diese Bewegung unterstützend wirken. Wir bleiben hier zurückhaltend.
Bei den europäischen Staatsanleihen und Pfandbriefen haben wir im letzten Jahr ein Extremniveau erreicht, welches aus Chance/Risikoaspekten, gerade bei längeren Laufzeiten, als unattraktiv bezeichnet werden muss. Verkäufe sind hier anzuraten. Auch beim Unternehmensanleihemarkt erscheint das Bewertungsniveau teilweise überzogen. In diesen Bereichen lassen sich mit selektivem Vorgehen aber noch vereinzelt attraktive Gelegenheiten finden.
Rohstoffe haben in 2016 die Trendwende vollzogen, weisen aber aufgrund der nur moderaten globalen Nachfragesituation sowie eines tendenziell festeren USD und leicht steigenden US-Zinsen nur begrenzte Chancen auf. Ein weiterer Ölpreisanstieg hängt zudem von einer Ausweitung der US-Förderkapazitäten ab. Gold sollte bei 1000 USD aus Sicht der Förderkosten gut unterstützt sein, bietet aber mit den kommenden politischen Ereignissen Potenzial, sollte es zu überraschenden Enttäuschungen kommen. Eine Beimischung rechtfertigt sich deshalb als Absicherung.