Das zweite Quartal dieses Jahres stand ganz im Zeichen der Handelskonflikte. Nach einer kurzen Entspannungsphase spitzte sich sowohl die Lage zwischen USA und China als auch Europa weiter zu. Die Ankündigungen weiterer Gegenmaßnahmen von allen Beteiligten als Reaktion auf die jüngsten Strafzölle drückten die Anlegerstimmung deutlich und ließen Investoren in den „Risk-Off“-Modus wechseln. Das war gut erkennbar an den starken Mittelabflüssen aus der Anlageklasse Aktien und hier insbesondere aus Europa und Asien.

Die USA als Verursacher der Handelsverschärfungen verbuchten hierbei die geringsten Verluste. Die Auswirkungen der bisherigen Strafzölle wären aktuell noch wirtschaftlich überschaubar, könnten aber bei einer Eskalation zu deutlichen volkswirtschaftlichen Einbußen führen. Gewinner wären nur schwer auszumachen, da alle Nationen sich neben der Endfertigung nationaler Produkte auch in der globalen Zuliefererrolle befinden und somit die Preise innerhalb der internationalen Lieferketten hochtreiben. Aufgrund der geringeren Handelsüberschüsse würden die USA wahrscheinlich nicht so stark betroffen sein als ihre Wettbewerber und befinden sich somit in der besseren Verhandlungsposition. Erste Unternehmen korrigieren bereits ihre Gewinnerwartungen nach unten. Neben den internationalen Handels-unstimmigkeiten belastete auch die Regierungsbildung Italiens die Gemüter. Die eurokritischen Populisten planen die enorme Staatsverschuldung des Landes weiter auszuweiten. Zu allem Überfluss könnte in Deutschland die Koalition an Fragen zur Asylpolitik scheitern und in der Brexitdiskussion ist auch nach zwei Jahren keine Einigung ersichtlich. Wir haben unsere Europagewichtung zuletzt zurückgefahren.

Die chinesische Regierung orientiert die heimische Wirtschaft weiter weg vom Export hin zur Dienstleistung, was bekanntermaßen Wachstum kostet. Japan registriert erstmalig seit zweieinhalb Jahren wieder ein rückläufiges Wachstum.

In dieser insgesamt kritischen Gemengelage für Anleger kann es helfen, den Blick weg von der angeschlagenen Stimmungslage auf eine neutrale volkswirtschaftliche Analyse zu richten. Die konjunkturelle Lage bleibt solide. Der intakte Arbeitsmarkt stützt den privaten Konsum als Wachstumstreiber. Die privaten Vermögen sind global weiter gestiegen und reduzieren die Sparneigung der Bevölkerung. Zudem ist das Finanzierungsumfeld für Unternehmen weiterhin günstig. Die Einkaufsmanagerindizes als Frühindikatoren lassen zwar langsam nach und signalisieren eine abnehmende Wachstumsdynamik, sie signalisieren aber mit über 50 Punkten noch immer Stärke.

Ebenso sollte die extrem expansive Notenbankpolitik in Europa ihren Höhepunkt gesehen haben. Die Anleihekäufe der EZB werden zum Jahresende langsam auslaufen. Von Zinsanhebungen, wie sie die US-Notenbank seit nunmehr drei Jahren praktiziert, sind wir in Europa und Japan aber noch weit entfernt, obwohl die jüngsten Inflationszahlen die EZB zusehends unter Druck setzen könnten. Die steigenden Teuerungsraten wurden zuletzt durch den Anstieg der Ölpreise begünstigt. Die Teilnehmer des letzten OPEC-Treffens haben allerdings bereits eine Förderausweitung beschlossen, die stärkere Preissteigerungen beim Öl unterbinden sollte.

Die sich ausweitenden Zinsdifferenzen zwischen USA und Europa sollten zu steigenden Dollarnotierungen führen. Für die zweite Jahreshälfte sind wir optimistisch für die Aktienmärkte sowohl für USA, Europa als auch für China, vorausgesetzt es kommt nicht zu einer Eskalationsspirale bezüglich der Handelskonflikte. Die dazugehörigen Turbulenzen werden uns weiterhin begleiten. Das Hochzinsanleihe-Segment zeigt sich im Berichtszeitraum mit empfindlichen Einbußen, die auch an unseren Portfolien nicht spurlos vorüber gingen. Grundsätzlich werden die zukünftig steigenden Zinserwartungen zu sinkenden Anleihekursen führen und die Luft für Renten und defensive Mischfonds dünner werden lassen. Das richtige Timing der passenden Anlageklasse wird zukünftig entscheidend sein.